Vom Osterfest im Ashram

Das Fest begann um 5 Uhr früh im Ashramhof, wo wir alle warteten. Ma entzündete die Osterkerze am Osterfeuer im Hof und trug das Licht in den noch dunklen Tempel. Während Ma uns in Stille empfing, bekam jeder ein am Feuer entzündetes Licht und brachte es in den Tempel, um es auf den Altar zu stellen.

Der Altar zu Ostern mit dem Bild von Jesus, wie er aus seinem Grab heraustritt.

Ma begrüßte uns und sprach über das Osterfest:

Für Ma haben alle religiösen, alle spirituellen Feste diese eine Botschaft – alle sollen uns an unsere göttliche Natur erinnern, unsere Sehnsucht stärken, zu dieser göttlichen Natur in uns vorzudringen, in ihr ganz zu sein.

Das Osterfest feiert die Auferstehung, diese versucht einmal innerlich als völlig identisch mit der Erleuchtung – der Befreiung von sich selbst – zu erahnen. Denn der Auferstehung geht ein Tod, ein Sterben voraus, dass auch auf einer inneren Ebene zu verstehen ist: Das Zurücklassen, sich Loslösen von etwas Altem, um in das Neue empor zu steigen. Dieses Sterben, dieser Tod findet bei den Christen einen Ausdruck im Kreuz und das Kreuz steht auf einer tiefen inneren Ebene für die völlige Hingabe seiner selbst an Gott, das Zurücklassen und Aufgeben aller Ego-Anteile, sich ganz zu überantworten dem göttlichen inneren namenlosen Meister, der in allen Menschen lebt. Wenn ihr einmal für euch seid, stellt euch gerade hin, öffnet die Arme nach beiden Seiten, sodass euer Körper ein Kreuz bildet. Allein in dieser Haltung ist keinerlei Schutz der eigenen Ego-Anteile möglich, ist dieser Schutz zurückgelassen. So sieht eure Ma das Kreuz. Ein großes, ein gewaltiges Bild für eine Art Tod – in allen heiligen Büchern beschrieben – der mitten im Leben gestorben werden kann und überhaupt erst zum Leben führt. Und nach diesem Tod, die Auferstehung.

Anschließend empfing jeder von uns aus Ma’s Hand das kühle Osterwasser mit ihren Worten in unseren Herzen:

Auf einer äußeren Ebene ein kleiner Schluck kühles Quellwasser – auf einer inneren Ebene eine Erinnerung an das neue Leben, zu dem ihr alle aufgerufen seid.

Im 2. Teil des Festes las Ma uns das 42. Logion mit dem Titel „Jesus sprach: Seid Vorübergehende!“ aus dem Thomasevangelium vor. Der Kommentar zu diesem Logion beschreibt, dass wir Menschen Vorübergehende sind auf dieser Welt, in der alles vergänglich ist. Sie ist nur eine Brücke, auf der man kein Haus baut, aber die uns an das andere Ufer in uns selbst führen kann. Aus diesem Kommentar hob Ma einen Satz besonders hervor:

Ein Vorübergehender genießt jeden Augenblick, sieht alles wie zum ersten und auch zum letzten Mal und wendet sich nicht um.

Als Teil des Osterfestes ehrten wir Jesus nun mit einer Aarti – einer Lichtzeremonie – und sangen dazu Halleluja zur Melodie eines Songs von Leonard Cohen und den Lobgesang Take my Life von Frances Ridley Havergal.

Zum Ende der Aarti nahm Ma das Licht, ehrte uns alle damit und rief:

Halleluja! Ehre sei Gott in der Höhe und in euch selbst!

Tief erfüllt vom wundervollen Osterfest begaben wir uns nach dem Darshan alle zum liebevoll vorbereiteten Oster-Brunch, um mit dem Essen des Prasad die Erlebnisse vom Wochenende in uns aufzunehmen.

Halleluja!