Reflexion zum Shivaratri‑Fest

Schon im Darshan am Freitagabend holt Ma uns in den Moment – mit der Bitte, uns dem Shivaratri-Fest ohne Vorbehalt zu öffnen.

Am Samstagmorgen liest unsere Meisterin aus dem „Tiruvasagam“, einer einzigartigen Hymne auf den unvergleichlichen Gott Shiva:


Auf dieser Erde verstellte ich mich und sprach nur Lügen. Die Verblendungen von „ich" und „mein" bissen mich.
Wie aus tiefen Schnittwunden brachen meine Taten hervor. Ich tobte deswegen und irrte überall umher.
Doch Shiva ergriff mich, Seinen Diener, und blieb vor mir stehen. ER, der kostbarste König, der in den berühmten Veden gesucht wird.
ER gab mir wiederholt Schläge und ließ mich die süßesten Dinge kosten. Dies große Wunder verstehe ich nicht.

— Tiruvasagam, Hymne 41 „Das Wunder“, Vers 3

Ma leitet anschließend – seit vielen Jahren das erste Mal – einen Kirtan zu Shiva, der in immer größere Extase aufbricht, die Ma an einem Punkt ganz unvermittelt mit einer süßen Geste zähmt, indem sie ihren Finger an die Lippen legt. Als Ma den Tempel verlässt, ergreift ein Schüler vor Freude lachend ihren Arm.

Am Abend führt Ma uns an ein neues Erleben der Shiva-Kraft heran, indem sie zu uns sagt:

Selbsterkenntnis ist darin einzigartig, dass das erkennende Selbst, selber das erkannte Selbst ist.

Diese Unterweisung führt euch an den Rand eures Denkens – und noch ein Stück darüber hinaus! An diesem Punkt aber müsst ihr ablassen von eurem Verstand, wollt ihr euch diesen Worten gänzlich öffnen.

Dieses Loslassen vom eigenen Verstand lässt sich mit einem jungen Vogel vergleichen, der am Rande des Nestes sitzt und von ihm ablassen muss, will er fliegen. Wie dieser kleine Vogel werdet auch ihr erst im Loslassen eures Verstandes erkennen, dass ihr fliegen könnt!

Diese Kraft, sich selbst mittels des Verstandes so weit hinaus zu denken, dass man nur noch von ihm ablassen kann – das ist diese herrliche Shiva-Kraft, die in allen Wesen lebt!

Und dann schenkt Ma wieder diesen kostbaren Moment – das geschieht wirklich nur einmal im Jahr – in dem sie die Stirn eines jeden mit einem Shiva-Tilak schmückt. So „gerüstet“ feiern wir eine wundervolle Aarti zu unserer Meisterin, in der wir sie als den lebendigen Shiva ehren. Das Singen klingt außerirdisch!

Ma bringt das Shivaratri-Fest im Darshan am Sonntagmorgen noch einmal zu einem Höhepunkt, indem sie – einer CD lauschend, auf der nur prasselnder Regen zu hören ist – mit uns in ebendiesem prasselnden Regen sitzt.
Ma ruft: „So wie früher!“