SatsangBrief - November
In diesem SatsangBrief berichten Chela von ihrem Erleben während des Retreats, den Ma Ende Oktober für ihre Schüler:innen gegeben hat. Während der 3 Tage haben wir die Verfilmung der Mahabharata von Peter Brook in Ma’s Gegenwart gesehen, das große epische Werk, das die Geschichte der Menschheit, des Menschseins beschreibt. In gewaltigen Bildern werden Kämpfe auf einer äußeren Ebene gezeigt, die die inneren Kämpfe unserer menschlichen Existenz beschreiben. Schon oft haben wir diesen Film mit unserer Meisterin geschaut und immer wieder zeigt Ma uns neue Aspekte, die wir in den vielen Malen zuvor vielleicht nicht gesehen oder nicht verstanden hatten. Immer wieder erklärt sie uns das Kaleidoskop der menschlichen Natur, zeigt uns, wie wir sie betrachten können, ohne sie zu be- oder verurteilen, ohne zu werten, sondern uns der Möglichkeit bewusst zu werden, dass wir uns immer für die Liebe und das Licht entscheiden können. Das ist der Segen eines lebenden Meisters.
Im November haben auch zwei BhaktiWochenenden stattgefunden, während derer Ma ihre ganze Liebe an alle anwesenden Chela und Besucher in Gesprächen in kleinen Gruppen geschenkt hat. So können wir erfüllt in die kommende Woche gehen, oft ermutigt, oft nachdenklich, oft mit neuem Willen, liebevoll zu handeln und uns dabei an Ma’s Worte zu erinnern, den Früchten unseres Handelns zu entsagen, um so das, was wir bekommen haben, auch an die Welt zu verschenken.
Ich bin dankbar und sehr berührt, dass Ma uns, ihren Schülern, diese intensive Zeit der inneren Arbeit schenkt. Wir schauen in diesem Retreat mit Ma die Mahabharata. Hier möchte ich mein Erleben während einiger Momente des Retreats teilen.
Wir sitzen für 40 min in Stille im Kailash Darshanzimmer (Ma’s Wohnung grenzt an das Darshanzimmer im 5.Stock an). Es ist sehr windig draußen und der Wind streicht heulend ums Haus so hoch oben – als wären wir mitten in der Mahabharata im Gebirge –, ich denke an die Szene, als Arjuna Shiva begegnet. Es ist eine ganz erfüllte Stille. Ma lässt die Tür zu ihren Räumen einen kleinen Spalt öffnen, wie ein Zeichen der göttlichen Liebe, in die ich eintauchen darf. Man hört das Läuten der Kirchenglocken. Ein Schüler öffnet ein Fenster und alles, – das Läuten der Glocken, der Wind, der um den Kailash streicht –, alles klingt heilig, alles klingt nach Gott. Ich wünsche mir alles so sehen, so erleben zu können.
Im Darshan wird Ma aus großer Liebe zu uns sehr ernst, Ma kommt wie aus einer anderen Welt und zeigt uns unser Zuhause, warum wir hier auf die Erde gekommen sind. Ich fühle Ma sehr nah, so unmittelbar, so einfach, dass mir der Atem stockt – keine langen Worte, keine Umwege, Ma spricht aus der Essenz. Ich fühle Ma in diesen Augenblicken gar nicht fremd, immer mehr dahin fühlend, woher Ma spricht. Es sind immer auch Ma’s Worte, aber auch der unbegreifbare Ort, aus dem heraus Ma spricht. Zum Ende des Retreats gibt Ma uns diese Worte:
Nichts ist beständig, außer dem wahren Selbst!
Rajani
Als ich das erste Mal die Mahabharata sah – und das liegt über zwanzig Jahre zurück – habe ich überhaupt nichts verstanden. Durch Ma’s Darshan und den innigen Austausch vieler Chela mit Ma zu den verschiedenen, oft aufrüttelnden Szenen, begann ich über die Jahre zu begreifen, dass alles ein Sinnbild für den inneren Kampf in mir und jedem Menschen ist. Noch zu oft bin ich mit dem Kampf und der Ablehnung der blinden Anteile in mir beschäftigt. In diesem Retreat erlebte ich, wie Ma erneut meinen Willen befeuert, endlich mit anderen Augen zu sehen. Im Oktober schrieb Ma in mein Ram Buch:
Das ganze Geschehen in der Mahabharata ist von einer Kraft getragen
- der, der Liebe!
Dein ganzes Leben wird von eben dieser Kraft der Liebe getragen!
Bhavani
Ma sieht mit uns die Mahabharata, die Geschichte der Menschheit. Schon viele Male sah ich diesen Film in Ma’s Gegenwart. Dieses Mal wurde mir bewusst, dass alle Schlachten, die dort geschlagen werden, ein Sinnbild dafür sind, dass in mir genau diese Kämpfe stattfinden. Das Ringen um das eigene Licht. Ma zeigt, wie zu diesem Licht gelangen. So nehme ich aus dem Retreat mit: Eine Erkenntnis hilft nicht wirklich weiter, handle ich nicht mit Ma als göttlichen Ratgeber, sonst bleibe ich im Alltagsbewusstsein, im persönlichen Empfinden hängen.
Parvati
Im 2. Teil der Mahabharata, “Die Verbannung”, sagt Yudhistira auf Draupadis Drängen, nicht länger in der Verbannung zu verharren: „Und wenn es Stille, Einkehr, Rückzug braucht, um das Dharma zu bewahren”.
Schlagartig erinnere ich mich an Ma’s Worte erst kürzlich an mich: “Wann ich endlich anfange, mich auf mein Leben zu besinnen?” Das Sehen des 2. Teiles der Mahabharata mit Ma erinnert mich, löst das dringliche Gefühl in mir aus, dass Momente der Besinnung und inneren Einkehr unerlässlich sind, und dass ich aus mir heraus dafür sorgen will – innezuhalten. Mich auf meinen Weg, das Ziel des Weges, mit meiner Meisterin, Ma, als meinem Wagenlenker zu besinnen. Mir zu vergegenwärtigen, was meine Vision ist. BABA bat Ma, uns, ihre spirituellen Kinder, noch einmal daran zu erinnern: dass ich mit dem Alltagsbewusstsein, meinen alltäglichen Augen, das Göttliche in meiner Meisterin nicht erkennen kann und dafür andere Augen entwickeln muss. Und wie sehr mein Wunsch und ganzes Wollen notwendig ist, das Göttliche in Ma zu sehen, und dass nur ich selbst entsprechende Augen entwickeln kann.
Ramrani
Am Samstagnachmittag kommt Ma zu uns und eröffnet diesen Retreat mit der Verfilmung der Mahabharata von Peter Brook. Viele von uns und auch ich haben dieses epische Werk schon oft mit Ma gesehen und dieses Mal lenkt unsere Meisterin unsere Aufmerksamkeit auf eine universelle Wahrheit: es wird alles gebraucht, das Dunkle wie das Helle, denn das Licht sehen wir erst in der Dunkelheit. Und immer wieder betont Ma, dass wir uns aufmachen müssen, wie Arjuna, als er loszieht auf der Suche nach der heiligen Waffe, Pashupata. Er lässt alles zurück, gibt alles auf. So müssen wir uns aufmachen, voller Entschiedenheit und Lust und zielgerichtet auf der Suche nach unserem göttlichen Selbst. “Verzehrt euch nach eurem göttlichen Selbst“ waren Ma’s letzte Worte, als sie den Ashram verließ.
Für mich stach eine Szene heraus, als ob ich sie zum ersten Mal sah: Arjuna begegnet Shiva in den Bergen, erkennt ihn nicht und beginnt, ihn zu bekämpfen, sich zu verteidigen. Da spricht Shiva zu ihm „Du bekämpfst mich, ohne mich zu erkennen”. Das spiegelte mir ein Muster, das mir vertraut ist. Auch ich bekämpfte und bekämpfe noch meine Ma innerlich, ohne die göttliche Mutter, die sie verkörpert, zu erkennen, ohne zu erkennen, dass sie mit dem Schwert der Liebe handelt. Das Ego wehrt sich und ist es einmal für einen Moment geschlagen, zeigt sich die bedingungslose Liebe, mit der Ma uns alle umhüllt. Lege ich meine Waffen nieder, öffnet sich auch mein Herz und ich kann mich nur noch verbeugen.
Am letzten Tag überlegt Ma mit uns, ob wir den dritten Teil anschauen oder den zweiten noch einmal sehen wollen. Argumente für und dagegen werden geäußert und so lässt Ma abstimmen, die Stimmung ist fröhlich und leicht. Das Ergebnis ist 27 dafür, 30 dagegen. Wir schauen den 2. Teil noch einmal. Das war gelebte Demokratie.
Karishma
Als Arjuna’s Sohn Abhimanyu in dieser kriegerischen Auseinandersetzung getötet wird und sich Arjuna’s Herz, von Trauer überwältigt, droht zu verschließen, spricht der göttliche Krishna folgende Worte zu ihm:
„Du bist das Licht dieser Welt. Wenn sich dein Herz jetzt verschließt, es bitter wird oder trocken, verlöscht dieses Licht.“
Was bedeuten Krishna’s Worte für uns Menschen, die wir alle das Licht dieser Welt sind?
Wir müssen uns darum bemühen, in jedweder Situation und unter allen Umständen ein offenes Herz zu bewahren! Diese Unterweisung ist nur ein kleiner Tropfen aus dem riesigen Meer der Mahabharata, aber für uns Menschen bereits eine Aufgabe, die uns alles abverlangt.
Ma hat am ersten Bhakti-Wochenende im November während eines Darshan über den Zustand In the bhav zu sein gesprochen. Meine Ohren hörten, dass dies bedeutet, in die Gegenwart des Meisters, in die spirituelle Schwingung oder die göttliche Liebe des Meisters einzutauchen.
Ich habe mich am zweiten Bhakti-Wochenende im November darin geübt, in Ma’s Gegenwart einzutauchen. Ma’s Essenz zu erleben. Mich getragen und geborgen zu fühlen, eingehüllt, wie in eine warme Decke, von Ma’s Liebe. Hinter den Worten die Gegenwart des Meisters zu erleben. Ich wurde am Sonntag beim Darshan, nach einer sehr turbulenten Woche, in der ich so gar nicht bei mir und damit auch nicht bei Ma war, ganz still und ruhig.
Ramakrishna
Während des BhaktiWochenende sprach Ma über unsere Ausrichtung nach außen, dass wir fortwährend damit beschäftigt sind, Aufmerksamkeit zu erhalten, von Ma gesehen zu werden und auf diese Weise in uns selbst gar nichts fühlen und erleben können. Ma sagte zu einem Schüler: „Bleibe doch einmal bei Dir.“
Als Ma das Baba Mandir verließ, stand ich im Flur und Ma ging ganz nah an mir vorbei. Ich schloss die Augen und erinnerte mich an Ma’s Worte. Ein göttlicher Hauch streifte mich, ich spürte, wie mein Herz sich erhob und ganz warm wurde. Ohne dass auf einer äußeren Ebene etwas Sichtbares geschah, berührte mich innerlich Ma’s Essenz und in diesem Moment war alles da.
Mahavira
Während eines Bhakti-Wochenendes kam es zu einem Moment, in dem Ma auf diese immense Kraft zu sprechen kam, die in jedem Menschen zur Vervollkommnung drängt, gleich einer Blüte. Auf meine Frage, was denn in mir dem im Wege stehe, war Ma’s Antwort: die Verhaftung an den Körper.
In einer nachfolgenden Email schrieb ich von meinem Erstaunen darüber und meine Meisterin antwortete:
namaste, du wärest kein lebendiger mensch, wärest du nicht an den körper verhaftet. hier überrascht zu sein, ist nicht möglich. allein deine haare stellen ein großes verhaftungspotential dar, sie sind ja auch wunderschön. aber du kannst dich üben, indem du dich immer wieder daran erinnerst und es dir sagst, dass du nicht der körper bist, dass deine wahre identität das höchste bewusstsein ist. ramram MA
In einem wenige Tage darauf folgenden Darshan sprach Ma mich auf dieses Email an und bat mich auch, nicht darum herumzureden. Als ich am Ende sagte, dann kommen die Haare ab, riet sie mir, noch zu warten – irgendwann würde ich es selbst fühlen.
Als Ma sich schon fast abgewendet hatte, fügte sie noch hinzu: Ich bin ja der Wagenlenker. Erst eine Weile später spürte ich, vielleicht zum ersten Mal bewusst, mit meiner Frage, was meiner Vervollkommnung im Wege stünde, hatte ich meiner Meisterin gezeigt, wo ich hin möchte, und Ma, mein Wagenlenker, zeigte mir den Weg: dort entlang.
Himalaya
Das Jahr nähert sich dem Ende und am Wochenende vom 12. bis 14. Dezember findet noch ein Mal ein BhaktiWochenende statt, an dem wir im festlich geschmückten Baba Mandir, den Advent feiernd, Ma begegnen dürfen, in Meditation die rauschende Stille ihrer Gegenwart erleben und um ihren Segen bitten können, uns am Herzen liegende Fragen stellen dürfen, die Ma immer mit tiefer Hingabe und Liebe beantwortet.
In der vorweihnachtlichen Zeit sind die Ashram Brindavon und das Sri Neem Karoli Mandir besonders schön und feierlich gestaltet, um uns daran zu erinnern, dass Weihnachten ein Sinnbild für die Geburt zu uns selbst sein kann, so lehrt uns unsere Meisterin.
Am 31. Dezember gehen wir gemeinsam mit unserer Ma in das neue Jahr, in Stille, nachdem wir 54 Mal das Heilige Mantra, die Hanuman Chalisa, gesungen haben. Zu Silvester gibt es auch ein ausgiebiges, von Chela liebevoll zubereitetes Buffet. So endet ein erfülltes Jahr, in dem unsere Meisterin uns viel Liebe und Segen geschenkt hat, uns begleitet hat auf unserem Weg, nie von unserer Seite gewichen ist und uns dem göttlichen Licht näher gebracht hat. Und wir schauen mit Hoffnung und Zuversicht und Liebe zu unserer Ma in das neue Jahr, mit Vorfreude auf weiteres Wachstum und weitere Erkenntnisse und innere Nähe zu unserer Meisterin.